Institut für Kunstgeschichte
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

I. de-signum. Eine Einführung

Paulus Pontius

Paulus Pontius

Künstler: Paulus Pontius
Titel: Paulus Pontius, Calcographus Antverpiae
Datierung: 1645 (Erste Veröffentlicht Edition von Gillis Hendricx, Antwerp)
Technik: Kupferstich
Maße: Platte: 180 x 220 mm;  Rahmen: 183 x 245 mm
Beischrift:        
PAULUS PONTIUS; CALCOGRAPHUS ANTVERPIAE; ANT. VAN DYCK PINXCIT; PAUL. PONTIUS SCULP.; CUM PRIVILEGIO, G. H.

 

Der niederländische Maler, van Dyck, malte seinen geschätzten Freund und Kollegen Paulus Pontius, auch als Paul Du Pont bekannt, in Grisaille ein Werk, das sich derzeit in Boughton House, England, befindet. Dieses Werk wurde von Paulus Pontius selbst in die Druckgraphik übersetzt, wie die Inschrift auf dem Bild ausweist.

Pontius war ein talentierter Stecher. Seine besondere Fähigkeit bestand darin, die Qualität der Malerei durch technische Virtuosität und ein gute Auffassung des Bildaufbaus in die Graphik umzusetzen. Er war anfangs der zwanziger Jahre verantwortlich für die Druckgraphik nach Peter Paul Rubens. Danach begann er Stiche bedeutender Werke anderer Künstler, unter anderem von Tizian, Velásquez und Anthony van Dyck zu fertigen. Pontius arbeitete intensiv mit van Dyck zusammen, für den er über vierzig Porträts machte, von denen viele für die Ikonographie, eine Sammlung von Porträtstichen von berühmten Persönlichkeiten der Zeit, gedacht waren, wie auch unser Kupferstich.

Die Initialen G. H. am Rand dieses Kupferstiches sind die von Gillis Hendricx, der fünfzehn Kupfertafeln aus der Serie der Ikonographie von van Dyck erworben hatte. Gillis Hendricx veröffentlichte dann eine Reihe von Radierungen nach diesen Porträtstichen geordnet in drei Kategorien: I. Adelige, II. Gelehrte und III. Maler, Kupferstecher, Bildhauer und Förderer der Künste. Bemerkenswert ist die weitgehende Gleichbehandlung der Porträts der Maler,  Adeligen und Gelehrten, was qualitative Umsetzung und Aufmachung anbetrifft. Dieselben Eigenschaften zeigt auch die Darstellung von Paulus Pontius, der in aristokratischer Pose und prächtiger Gewandung gegeben ist.

Pontius war besonderes bekannt und geschätzt für seine Porträts. Der Kontrast zwischen dem präzise gezeichneten Spitzenkragen und den pulsierenden Venen der Hand, der Weichheit sowie der Bewegung der Haare offenbart das Talent des Meisters. Mit den Mitteln der Drucktechnik wird eine Wirkung erreicht, die einem Gemälde zustünde. Pontius erreicht im Stich eine deutliche Steigerung des Ausdrucks gegenüber dem Gemälde, sicherlich nichts zuletzt deswegen, da es sein eigenes Bildnis war. Der Blick wirkt hier lebendig und stolz, stärker noch als in der Ausführung von van Dyck. Die ausgeprägte Fähigkeit, die malerischen Elemente in die grafische Produktion zu übertragen, ist auch in den zarten Linien zu erkennen, die Tonalität und Schatten wiederzugeben vermögen und fast eine illusionistische Wirkung erreichen. Pontius gibt van Dycks Gemälde meisterlich wieder und betont doch auch seine eigene Originalität.

Paulus PontiusDie Sammlung des Instituts für Kunstgeschichte der LMU besitzt ein weiteres Porträt von Pontius, das von Livens entworfen und gemalt und von De Jode gestochen wurde. Diese eignet sich für einen Vergleich. Dieser Kupferstich wurde für die Images de divers hommes d’esprit sublime etc. von Meyssens (c.1640) gefertigt und zeigt ebenfalls ein Brustbild von Pontius. Die illustrative Funktion behält hier die Überhand, während bei der Zusammenarbeit zwischen Pontius und van Dyck eine charakteristische Wirkung erzielt wird. De Jode kommt zwar zu einer sorgfältigen Komposition auf, gibt aber stilistischer Individualität keinen Raum.

 

Interessanterweise hat van Dyck selbst ebenfalls einen Kupferstich von Pontius gestochen, welcher heute im Fitzwilliam Museum zu sehen ist. Hier sieht man die malerische Auffassung des Sujets. Die sichtbare Freiheit der Linienführung und das Selbstbewusstsein des Künstlers sind besonders in den unvollendeten Partien sichtbar und führen zu einer gesteigerten Intensität des Ausdrucks.

Ester Sposato-Friedrich

Literatur:

  • Hind, Arthur; Van Dyck: His Original Etchings and His Iconography, Houghton Mifflin, New York, 1915, pg. 102, W.9; D.9, illustration pg. 66.
  • Meyssens, Jean; Images de Divers Hommes d'esprit Sublime qui par leur art et sciences deburovent vivre étérnellement et des quels la lovange et renommée faict estonner le monde, 1649; abgedruckt in de Bie,  Cornelis; Het Gulden Cabinet, 1661.
  • Newbolt, Frank; Etchings of Van Dyck, Ballantyne Press: London, cat. no. 13, pg. 18, illustration XIII.

Standort/Bildrecht: Institut für Kunstgeschichte der LMU, München