Institut für Kunstgeschichte
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VI. Die Linie: Eine Frage der Technik

In der Druckgrafik arbeitete man über Jahrhunderte ausschließlich mit der Linie. Objekte erhielten Kontur, Schärfe, Licht und Schatten durch die unterschiedliche Verwendung der Linie. Sie diente dazu, Stofflichkeit, Lichteinfall, Perspektive zu schaffen, etwa durch das Verwenden von kurzen oder langen, an- oder abschwellenden, dicht gesetzten oder weit auseinander liegenden Linien, parallelen oder sich kreuzenden Schraffuren.

Erst die Technik des Clairobscurholzschnittes ermöglichte das Drucken von Flächenton. Im 17. Jahrhundert führte die Entwicklung des Mezzotinto, also der Schabtechnik, zur Reproduktion großer Gemälde mit malerischer, plastischer Wirkung. Zum ersten Mal konnte der Künstler auf die Linie ganz verzichten. An Stelle der Linie treten kleine Kreuze und Punkte, die durch das Wippmesser in die Oberfläche gegraben wurden.

Ein nächster Schritt weg von der Linie und hin zur malerischen Druckgrafik war die Erfindung der Aquatinta oder Ätzlavierung im 18. Jahrhundert. Stecher konnten nun atmosphärische Effekte erzielen, die denen einer lavierten Tuschezeichnung ähnelten.

Jan Stremmel und Janes-Laslo Stadler