Doktorandentag 2011
WissensWelten BerufsWelten
04.11.2011 – 05.10.2011
am 4. und 5. November 2011 in der Zentnerstraße 31, 80798 München
Anmeldung mit Sektionswunsch bitte bis zum 30. Oktober an doktorandentag@lrz.uni-muenchen.de
zum Programm
Das Department Kunstwissenschaften veranstaltet seinen dritten Doktorandentag. Er bietet Promovierenden der Fächer Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Theaterwissenschaft die Möglichkeit der interdisziplinären Vernetzung und des Gedankenaustauschs.
BerufsWelten
Was kommt nach der Promotion? Welche Lebensläufe sind in der Kunstbranche möglich? Am Freitagnachmittag präsentieren Gäste aus der Berufspraxis ihre Arbeit und ihren Werdegang in der Sektion BerufsWelten. Wir haben die Möglichkeit, Einblicke in drei verschiedene Berufssparten aus dem Bereich der Künste zu gewinnen und können unsere Fragen an die Referenten richten.
WissensWelten
Gefühlswelten, Fantasiewelten, Geisteswelten, Körperwelten, Realitätswelt, Tierwelt, Pflanzenwelt, Modewelt, Kulturwelten, Vorstellungswelt …
Für Immanuel Kant ist „Welt“ der Inbegriff aller Erscheinungen. Dabei schließt er eine Mehrzahl von möglichen Welten nicht aus. Die Erscheinungen in der Welt zu untersuchen und dabei ein Bild der jeweiligen Welt abzuzeichnen ist Aufgabe von Wissenschaft im Allgemeinen. Wissenschaft prägt somit das Weltbild eines jeden einzelnen und die Ansicht unserer Welt(en). Die Welt als Gesamtheit ist laut Karl Jaspers allerdings nur in Grenzsituationen erfahrbar, wobei die Kunst eben eine solche darstellt. Ob im Theater, im Film, in der Musik oder in Bildern, werden uns Ausschnitte der Welt entgegengehalten. Diese entsprechen oder widersprechen unserer Wissenswelt, in jedem Fall fordern sie uns auf, uns mit diesen Weltentwürfen auseinanderzusetzen und unseren eigenen Horizont zu reflektieren.
Im Rahmen des dritten interdisziplinären Doktorandentages des Departments Kunstwissenschaften wollen wir verschiedene Welten aus der Perspektive der Kunst beleuchten. In drei Sektionen wollen wir uns am Samstagnachmittag gegenseitig unsere Dissertationsthemen vorstellen. Kunsthistoriker, Musik- und Theaterwissenschaftler sind eingeladen, ihre Projekte und Fragen interdisziplinär in die Diskussion einzubringen. Dies kann in Form einer Kurzpräsentation (5-10 min) mit anschließender Diskussion geschehen.
SEKTION I – BilderWelten
Abbild, Urbild, Weltbild, Feindbild, Traumbild, Ebenbild, Gottesbild, Schriftbild, Sinnbild, Trugbild, Fernsehbild, Bühnenbild …
Das Bild ist ein Ausschnitt, durch den wir wie durch einen Rahmen auf ein Stück Welt schauen. Dabei kann das Bild eine bereits vergangene Welt reflektieren, wie auch eine utopische Welt vorstellen, in jedem Fall bildet es eine Welt ab. Das althochdeutsche Wort „bilidi“ hatte noch die Bedeutung einer magischen Kraft bzw. eines magischen geistigen Wesens. Später entwickelte sich der Bildbegriff dann allgemeiner zu einem Gestaltetem, einem Werk, und verband sich mit den Begriffen Nachahmung und Kreation. Spätestens damit wurde der Bildbegriff zu einem festen Bestandteil des Kunstdiskurses.
SEKTION II – SprachWelten
Zeichensprache, Körpersprache, Bildsprache, Filmsprache, Fremdsprache, Sprachtransfer, Sprachkunst ....
„Sprache ist das Medium des Denkens und unserer Weltauffassung schlechthin“ lehrt uns Wilhelm von Humboldt. Dabei bedeuten laut Wittgenstein „die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt.“ Sprache dient als Material zur Kreation von Welten und Räumen - ob Texträume, Theaterräume, virtuelle Räume oder ganze fiktionale Welten. Ihre grenzüberschreitende Funktion offenbart sich am deutlichsten in Prozessen des Übersetzens, vom Transfer von einer Sprache zur anderen bis zum Brückenschlag von Wort zu Bild und anderen Medien. Die Nähe des sprachlichen Systems zu anderen semiotischen Systemen wie Gestik, Mimik oder Kleidung zeigt sich dabei vor allem im Film und auf dem Theater. Zudem ist die Sprache im wissenschaftlichen Kontext nicht nur Untersuchungsgegenstand, sondern zugleich Analysewerkzeug: „Denn wer die deutsche Sprache beherrscht, wird einen Schimmel beschreiben und dabei doch das Wort »weiß« vermeiden können.“ behauptet Kurt Tucholsky. Die Frage nach der Sprache im kunstwissenschaftlichen Diskurs betrifft also auch Fragen des wissenschaftlichen Schreibens, Formulierens, Definierens und Zitierens.
SEKTION III – KlangWelten
Raumklang, Klangkörper, Zusammenklang, Anklang, Ausklang, Dreiklang, Klangfarbe, Klangfigur, Wohlklang, Nachklang …
„If you like it, it‘s music.” Jener legendäre Satz von John Cage subsumiert noch heute in aller Kürze Tendenzen sowie Grenzen moderner Klangerfahrung: Von der Analyse einer klassischen Sonatenhauptsatzform, über das Delektieren an zeitgenössischen Zufallskompositionen bis hin zum genussvollen Bad in der Geräuschkulisse eines großstädtischen Verkehrskreisels sind der Entfaltung individueller Klangwelten keine Grenzen (mehr) gesetzt. Wie strukturiert man diese Höreindrücke; sind sie zu objektivieren? Wie kann in einer multimedialen Welt der Klang noch vom Körper getrennt werden? Sind musikalische Werturteile überhaupt noch möglich in einer künstlerisch liberalen Ära, welche den Komponisten und Musikprofessor Karlheinz Stockhausen gar dazu motivierte, die Detonation der New Yorker Twin Towers als fanatisch erprobte Klangwelt zu bezeichnen – als „das größte Kunstwerk, das es überhaupt gibt für den ganzen Kosmos“ ...?