Institut für Kunstgeschichte
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Studentisches Projekt und Ausstellung „Adolf Voll – Architekt seiner Zeit“

23.05.2015 – 07.06.2015

Vernissage:

Freitag, 22. Mai 2015, 19:30 Uhr
Kulturwerkstatt HAUS 10

Öffnungszeiten:

Die Ausstellung hat vom 23. Mai 2015 bis 7. Juni 2015 jeweils Freitag 16 – 18 Uhr, Samstag und Sonntag 10 – 18 Uhr geöffnet. Führungen nach Absprache.

Kontakt:

Aline Pronnet,
tel. 0176 / 70 39 16 6
a.pronnet@lebensraumstadt.de

Homepage

http://lebensraumstadt.de/

Zum Projekt

Adolf Voll (1881 - 1965), Fürstenfeldbrucker Architekt, wird im Mai zum ersten Mal mit einer Ausstellung gewürdigt. Erste umfassendere Forschungsergebnisse über Adolf Voll wurden bereits 2009 in Heft 1 und in Heft 2 der Vierteljahresschrift „Amperland“ unter dem Titel „Der Architekt Adolf Voll und dessen Spuren in Fürstenfeldbruck“ von Kadir Kara veröffentlicht. Diese Forschungsarbeit entstand 2008 im Rahmen des Leistungskurses Kunst des Viscardi Gymnasiums Fürstenfeldbruck unter der Leitung von Hermann Ludwig. So auch 2010 die Facharbeit „Das historische Warmbad am Alten Schlachthof Fürstenfeldbruck - Geschichte, Zustand und mögliche Nutzung“ von Aline Pronnet, das den bis 1911 von Adolf Voll geplanten Gebäudekomplex Schlachthof – Warmbad behandelt.

Adolf Voll, Anlage Gebäudekomplex Schlachthof - Warmbad, 1911

Adolf Voll, Anlage Gebäudekomplex Schlachthof - Warmbad, 1911

Kadir Karas Kommunikationsdesign-Bachelorarbeit „Der Architekt Adolf Voll“ wurde 2013 veröffentlicht und beschäftigt sich mit Beiträgen von Kadir Kara und Aline Pronnet, sowie Interviews mit Hausbewohnern und Architekten, zeitgenössischen Fotografien der Gebäude und Abbildungen von Originalplänen, mit Adolf Volls Architektur als Gesamtkunstwerk, da er auch die Inneneinrichtung selbst entwarf und Wohnraum als Lebensraum begriff.
Eine Bachelorarbeit von Aline Pronnet zu neuen Erkenntnissen über den Gebäudekomplexes Schlachthof – Warmbad ist im Rahmen ihres Kunstgeschichte-Studiums im Entstehen. So auch die Arbeit „Das Lichtspielhaus in FFB“ von Corinna Lindörfer. Im W-Seminar Kunst, erneut unter der Leitung von Hermann Ludwig am Viscardi Gymnasium, schreibt sie über das 1930 von Adolf Voll in Fürstenfeldbruck erbaute Kino.

Adolf Voll, Lichtspielhaus an der Maisacher Strasse, 1930, Foto Kadir Kara

Im Herbst 2013 entstand zur weiteren Erforschung des Werks von Adolf Voll ein Arbeitskreis. Mit Kadir Kara, Kommunikationsdesigner, und Aline Pronnet, Studierende der Kunstgeschichte, arbeiten Klaus Landschreiber, ehemaliger Architekt und langjähriger Mitarbeiter des Staatlichen Hochbauamtes München, Susanne Poller, Heimatpflegerin aus Schöngeising und Hermann Ludwig, Kunstlehrer am Viscardi Gymnasium. Ziel des Arbeitskreises ist eine monografische Ausstellung zum Architekten Adolf Voll, die die Forschungsergebnisse und ein Werksverzeichnis präsentieren soll. Da es bis auf die genannten Arbeiten bisher keine weitere Fachliteratur zu Adolf Voll gibt, möchten wir einen Katalog, die Ausstellung begleitend, veröffentlichen, in dem die gezeigten Gebäude und die behandelten Themen aufgeführt werden.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung wird das Werk des Architekten und seine Schaffenszeit in Fürstenfeldbruck darstellen. Neuerungen wie fließendes Wasser in Haushalten, Stromleitungen und ein neues Hygienebewusstsein veränderten die Gewohnheiten und Lebenswelten der Fürstenfeldbrucker Bevölkerung. Die Großstädte, so auch das nahegelegene München, wurden durch die Industrialisierung immer hektischer, lauter und zu einem Lebensraum, der der Arbeit verpflichtet war. Um diesem zu entfliehen, nutzen viele besser betuchte Städter die Naherholungsgebiete im ländlichen Raum. Sei es für Wochenendausflüge, längere Kuraufenthalte oder um dauerhaft der Stadt zu entfliehen. Die Künstler, die ihre Motive auf dem Land suchten und bevorzugter Weise die „unberührten“ Wälder, Gewässer und Weiten abbildeten, kamen mit ihren Familien, und Fürstenfeldbruck erhielt regen Besuch von Touristen und Sommerfrischlern aus München.

Adolf Voll, Villa an der Pucher Strasse, 1926, Foto Kadir Kara

Adolf Voll, Villa an der Pucher Strasse, 1926, Foto Kadir Kara

Adolf Voll wurde nach seinem Architektur-Studium in München und Stuttgart 1908 Bürger von Fürstenfeldbruck und ließ sich in der Innenstadt, genauer in seinem selbst erbauten Haus in der Emmeringer Straße, nieder. Der wachsende Markt Fürstenfeldbruck hatte neue Bauaufgaben für Lebensraum und -qualität zu bewältigen, beispielsweise die Erbauung eines Schlachthofes, von Badehäusern, einem Schulhaus, einem Kino, von Versammlungs- und Wohnraum, Reparaturen und Erweiterung bestehender Gebäude. Allesamt Aufgaben, mit denen Adolf Voll betraut wurde. Die Ausstellung zeigt die Vielfalt seines Werks, da er neben großen Künstlervillen auch schlichten Wohnraum, Geschäftshäuser und öffentliche Gebäude plante. Oft zeigen Volls Projekte seine Offenheit für technische Neuerungen, wie beispielsweise sanitäre Anlagen in Wohngebäuden, Kühlanlagen im Schlachtbetrieb, Warmwasserbereitung für öffentliche Bäder, neu entwickelte Lamellendach-Konstruktionen oder die Ton- und Farbfilmtechnik des Kinos.

Adolf Voll, Plan zur Erbauung eines Landhauses für Herrn Adolf Voll, Ansichten des eigenen Wohnhauses, 1909

Adolf Voll, Plan zur Erbauung eines Landhauses für Herrn Adolf Voll, Ansichten des eigenen Wohnhauses, 1909

Adolf Voll engagierte sich im Verschönerungsverein und war Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck, die bis zur Gleichschaltung 1933 bestand. Zu NS-Zeiten trat Adolf Voll der NSDAP nicht bei, war aber Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Ihm wurde somit kein Berufsverbot auferlegt. Erst die Kriegsjahre führten zu einem Auftragsstop, da neben Geld auch das Baumaterial knapp war und Handwerker im Kriegsdienst waren. Erst nach der NS-Zeit stiegen die Aufträge wieder und Adolf Voll knüpfte an seine politische Karriere an: Er hatte von 1920 bis 1929 das Amt des zweiten Bürgermeister als Mitglied im konservativen Zentrum inne gehabt und gehörte nach dem Krieg wieder dem Stadtrat an.
Die Ausstellung soll Volls Bauten in Fürstenfeldbruck und Umgebung beleuchten. Mit Originalplänen, fotografischen Abbildungen der Gebäude, persönlichen Arbeitsgeräten aus Volls Nachlass und einigen zeitgenössischen Dokumenten wollen wir die Bandbreite des architektonischen Werks Adolf Volls darstellen. Begleitend zur Ausstellung werden Führungen in der Ausstellung und der Stadt Fürstenfeldbruck angeboten werden.