Dissertationsprojekt "'Josephus Vivien (...) nullo humore liquidis coloribus pingendi (...).' Das Werk des französischen Portraitmalers Joseph Vivien (Lyon 1657-Bonn 1734) im Zeitalter des ausklingenden Barock. Eine Monographie"
Betreuer: Prof. Dr. Hubertus Kohle
Als im Jahr 1699 in Paris der Kritiker Florent le Comte in seiner Chronik zum damaligen Salon den Maler Joseph Vivien einen „Van Dyck du siècle pour le pastel" bezeichnete, hatte dieser bereits die Karriere eines Porträtisten beschritten und konnte den bayerischen Kurfürsten und Statthalter der spanischen Niederlande, Maximilian II. Emanuel, und dessen Bruder, Joseph Clemens Cajetan von Bayern, zu seinen berühmtesten Auftraggebern zählen. Spätestens seit diesem Jahr wurde Vivien zugleich als Porträt-, Pastell- und Hofmaler der Wittelsbacher in der französischen Kunstszene schlagartig bekannt und erhielt zahlreiche Aufträge sowohl in Paris, als auch in Bayern und im Kölner Erzbistum. Im Jahr 1701 wurde Vivien als Mitglied in der Académie aufgenommen und 1703 - zum conseiller derselben ernannt. Er blieb Zeit seines Lebens in Paris wohnhaft und unternahm mehrere Reisen nach München, Münster und Bonn. Neben Bildnissen der kurfürstlichen Familienmitgliedern und von Hofbeamten fertigte er Porträts von Künstlern, Bürgern und Adligen an, wobei jenes des französischen Geistlichen François de Salignac de la Mothe Fénélon eines der bekanntesten und über Jahrhunderte hinweg von Kupferstechern am meisten vervielfältigten Bilder ist (vgl. Abbildung: Benoît Audran d.Ä. nach einem Gemälde von Joseph Vivien, François de Salignac de la Mothe Fénélon (1651-1715), Kupferstich, 45,25 x 33,7 cm; Zustand bei Denis-Charles Buldet, Paris, 2. H. des 18. Jhdts.; Belgien, Mons, Privatslg.; Foto: J.-P. Huys). Als Vivien im Alter von 75 Jahren in Bonn am Hof des Kurfürsten Clement August starb, hinterließ er ein umfangreiches Œuvre an Pastell- und Ölgemälden, das in den vergangenen Jahrhunderten zum Teil verloren gegangen ist. Eine umfassende Monographie mit Katalog rekonstruiert das Werk des, neben Hyacinthe Rigaud und Nicolas de Largillière begabtesten Bildnismaler der Zeit Ludwigs XIV., der durch seine Pastellzeichnungen noch vor Rosalba Carriera die Kunstliebhaber an der Schwelle zum 18. Jahrhundert begeisterte und der, als Hofmaler der Wittelsbacher, das Bild des absolutistischen Herrschers und Mäzens jenseits der französischen Grenzen mitprägte.