Institut für Kunstgeschichte
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Dissertationsprojekt: "Materialillusion im 18. Jahrhundert. Stuckmarmorausstattungen sakraler Innenräume der Werkstatt Johann Michael II Feichtmayrs und deren Bedeutung" (Arbeitstitel)

Betreuer: Prof. Dr. Frank Büttner

Stuckmarmor ist untrennbar mit dem süddeutschen Barock und Rokoko verbunden. Zwar haben Werkstoffimitationen wie Gold- oder Gesteinsnachbildungen eine lange und verbreitete Tradition in Kunst und Kunsthandwerk, doch entwickelte speziell die sakrale Kunst des süddeutschen 18. Jahrhunderts eine gewisse Eigendynamik bezüglich des Phänomens der Künstlichkeit, welches ein entscheidendes Charakteristikum für die Einzigartigkeit der bayerischen Barock- und Rokokokirchen darstellt. Die maßgeblichen Protagonisten der Stuckmarmortechnik im süddeutschen Raum waren die Stukkatoren aus dem Wirkungskreis der so genannten Wessobrunner Schule. Das Einsetzen dieser Kunstfertigkeit bei den Wessobrunnern ist zur Mitte des 17. Jahrhunderts zu vermuten und der fortbestehende, weit über die Grenzen Bayerns hinaus reichende Einfluss dieser Künstler und Handwerker im 18. Jahrhundert forcierte eine der wichtigsten Blüten der Marmorimitation überhaupt.

Aufgrund ihrer epochalen Relevanz im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts und der Fülle an hochqualitativen Stuckmarmorarbeiten bietet sich die beabsichtigte Fokussierung der Werkstatt Johann Michael II Feichtmayrs geradezu an. Feichtmayr wurde vermutlich um 1709/10 in Wessobrunn getauft und starb im Jahr 1772 in Augsburg. Er bediente sich eines Stamms von hochqualifizierten, vorwiegend aus Wessobrunn stammenden Mitarbeitern und war mit überaus bedeutenden Aufträgen seiner Zeit betraut. Wiederholt stattete er Bauten Balthasar Neumanns (1687-1753) und Johann Michael Fischers (1692-1766) aus und erfasste mit seinen Arbeiten ein räumlich ausgedehntes Gebiet.

Ein äußerst wichtiger Aspekt ist das Verhältnis der Polychromie von Stuckmarmorausstattungen zur Gesamtraumfarbigkeit der sakralen Innenräume. Es stellt sich hierbei die Frage, in welcher Weise Feichtmayr durch den gezielten Einsatz von Stuckmarmor die Kreation einer bestimmten illusionistischen ’Raumregie’ gelang. Der sich verschiedenster Mittel bedienende Ausdruck illusionistischer Phantasmen im 18. Jahrhundert stellt einen Höhepunkt einer solchen Konzentration auf den ’schönen Schein’ der Dinge, eine sich oft verselbstständigende Wertigkeit des Künstlichen dar.

Wissenschaftliches Profil:

  • 2007 Heinrich-Wölfflin-Preis des Instituts für Kunstgeschichte der LMU München (Thema der Magisterarbeit: Bedeutung und Entwicklung von Marmorimitationen in sakralen Innenräumen des 18. Jahrhunderts in Altbayern und Schwaben)
  • seit Oktober 2008: Promotionsstipendium der Hanns-Seidel-Stiftung, München