Institut für Kunstgeschichte
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LMU-Projekt „ARTigo – Social Image Tagging“ wird mit „European Union Prize for Citizen Science“ ausgezeichnet

Die von Stefanie Schneider neu konzipierte Version der kunsthistorischen Online-Plattform wird bei der kommenden Ars Electronica prämiert. Die Europäische Kommission hat das weltbekannte Medienkunst-Festival in Linz mit der erstmaligen Durchführung des nun jährlich vergebenen Wettbewerbs beauftragt, der herausragende Projekte und Initiativen unterstützt, die Forschung, Innovation, Engagement und Kreativität in den Dienst der Gesellschaft stellen.

22.05.2023

Wenn Kunsthistoriker:innen digitale Reproduktionen von Kunstwerken für ihre Forschung suchen, greifen sie oft auf Datenbanken mit bisweilen Millionen von Bildern zurück. Um diese Bildkorpora gezielt zu untersuchen, werden beschreibende Textdaten benötigt. Hier setzt das Projekt „ARTigo – Social Image Tagging“ an: Die Online-Plattform, die im Jahr 2010 ins Leben gerufen wurde, sammelt auf innovative und spielerische Weise Schlagwörter für Kunstwerke und trägt damit wesentlich zur Optimierung kunsthistorischer Suchmaschinen bei. ARTigo hat das Ziel, ein breites Publikum durch spielerische Elemente anzusprechen und versteht sich als soziale Software.

In jeder Runde von ARTigo werden den Nutzer:innen zufällig ausgewählte Kunstwerke präsentiert. Innerhalb einer festgelegten Zeitspanne sollen diese Werke mit Schlagwörtern, den sogenannten Tags, versehen werden. Wenn ein Tag bereits in einer früheren Runde für ein Bild vergeben wurde, erhält man fünf Punkte. Bei Übereinstimmung mit anderen Spieler:innen, die denselben Tag verwenden, erhält man weitere fünf Punkte. Wer als Erste:r ein Bild beschreibt, erhält immer fünf Punkte pro Schlagwort. Ziel ist es, möglichst viele Punkte durch übereinstimmende Angaben zu erzielen.

Das Projekt blickt dabei auf eine lange Historie zurück: Bereits 2008 entwickelte Gerhard Schön, Mitarbeiter der IT-Gruppe Geisteswissenschaften der LMU, einen ersten Prototyp der Spieleplattform als Proof of Concept. Zwischen 2010 und 2013 wurde ARTigo dann von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und maßgeblich realisiert am Institut für Kunstgeschichte und Institut für Informatik von den LMU-Professoren Hubertus Kohle und François Bry. Das kollaborative Projekt steht für eine offene Forschungspraxis. Kunsthistorisches Wissen wird hier auf spielerische Weise mit Hilfe einer interessierten Öffentlichkeit generiert und diese zugleich für Kunst begeistert. Als Beispiel eines Citizen-Science-Projekts, bei dem Bürger:innen aktiv und direkt zu Forschung und Wissenschaft beitragen, wurde es nun mit dem „European Union Prize for Citizen Science“ prämiert.

Stefanie Schneider ist Wissenschaftliche Assistentin für Digitale Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte der LMU München. Als ausgebildete Statistikerin und Informatikerin ist sie seit 2016 im Bereich der Digital Humanities tätig. Ihre Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle zwischen traditioneller hermeneutischer und quantitativer Methodik im Bereich der kunsthistorischen Forschung. Insbesondere setzt sie sich für die Entwicklung robuster, effizienter und benutzerfreundlicher Software-Tools ein, die sowohl von Spezialist:innen als auch von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden können.