Institut für Kunstgeschichte
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Die Kunst der Transformation. Über die materialspezifischen Eigenschaften des europäischen Porzellans im 18. Jahrhundert

Gegenstand meines Dissertationsvorhabens sind Objekte aus Porzellan, die im 18. Jahrhundert in Europa hergestellt wurden und in ihrer Form genuin europäisch sind. Allen in dieser Arbeit betrachteten Objekten ist gemein, dass sie die materialspezifischen Qualitäten des Porzellans in neuen Kontexten anwenden und ausloten und in vielschichtiger Art und Weise mimetische Konzepte repräsentieren: die möglichst realistische Wiedergabe der Natur, Mimesis als Ausdruck von Autorität und als Mittel zur Inszenierung des Selbst.

Bei der Analyse des Werkkorpus treten zunächst die sinnlichen Materialeigenschaften hervor: strahlendes Weiß, leuchtende Bemalung, Transluzenz, Härte, Zartheit und Glanz. Bei näherer Beschäftigung mit den Objekten kristallisieren sich jedoch auch imaginierte Materialassoziationen heraus, die in drei Kapiteln an unterschiedlichsten Objekten untersucht werden sollen: An porzellanenen Kabinetten, Kronleuchtern und Spiegelrahmen die Assoziation von Porzellan mit Licht und Feuer; an Möbeln mit applizierten Porzellanplatten die Technologien des (weiblichen?) Selbst im Sinne Foucaults und schließlich an Mimesis-Objekten wie Trompe-l'œil-Terrinen und Blüten aus Porzellan das Spiel zwischen Naturnachahmung einerseits und Artifizialität andererseits.

Diesem Vorhaben liegt die Annahme zugrunde, dass Porzellan weit mehr war, als ein rein dekoratives Luxusprodukt. Vielmehr manifestieren sich in ihm die naturwissenschaftlichen Errungenschaften der Aufklärung, Fragen der sozialen Schichtzugehörigkeit und entsprechende Verhaltensnormen. Ziel der Arbeit ist es, ein Instrumentarium zu entwickeln, das sich auf einen Großteil der europäischen Porzellanerzeugnisse des 18. Jahrhunderts anwenden lässt, um so ein besseres Verständnis für diese Objekte zu generieren, die zu deuten bisher nicht zufriedenstellend gelungen ist.

Joana Mylek, M.A.